Prellballgeschichte

Vom „Maulwurfs-Ballspiel“ zum Wettkampf

Prellball - woher kommt das Spiel eigentlich? Am Anfang stehen nur Vermutungen, genaue Aufzeichnungen sind nirgends zu finden. In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg brachte die Arbeit an den Hochschulen für Leibesübungen neue Anregungen für das Schul- und Vereinsturnen: Auflockerungsübungen vor und nach den Turnstunden und Ballübungen standen auf dem Programm. Diese waren wahrscheinlich die Anfänge unseres Prellballspiels. Zuerst nur ein einfaches, durch wenige selbst erfundene Regeln geformtes Spiel, das mit bescheidenen Mitteln über eine umgedrehte Turnbank gespielt wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es harte Auseinandersetzungen um Spielweise, Form und Mannschaftsstärke. Im Norden, am Mittelrhein, in der Pfalz und an der Saar wurde das Dreierspiel bevorzugt, während in Hessen und Rheinhessen das Zweierspiel über den Balken oder die Bank betrieben wurde. Erst als es dem Oldenburger Wilhelm Baumgardt im Jahre 1956 gelang, das von ihm erarbeitete „Prellball-Konzept“ bundesweit durchzusetzen, hörte dieses „Nach-Belieben-Ballgetändel“ auf. Es begann eine Entwicklung, die dieses Turnspiel zu einem Wettspiel mit ausgesprochen kämpferischem Charakter machte, und die einst etwas herablassende Bemerkung vom „Maulwurfs-Ballspiel“ war bald nicht mehr zu hören.

1958 wird Prellball zum erstenmal beim Deutschen Turnfest in München angeboten, danach starteten einige Landesturnverbände Vergleichskämpfe. Im Jahre 1959 wagten die norddeutschen Turnverbände Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen erste Schritte in Richtung der jetzigen Deutschen Meisterschaften. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) war jedoch nicht bereit, diese Spiele, die in Bremerhaven stattgefunden hatten, als „Norddeutsche Meisterschaften“ anzuerkennen. Die Spieler ließen jedoch nicht locker! 1960 ermittelten diese drei Turnverbände in Kiel und 1961 in Hamburg ihre „Meister“. Als 1962 die nicht anerkannten „Norddeutschen“ dann in Bassum stattfanden, war auch der Niedersächsische Turner-Bund (NTB) dabei. Jetzt lenkte der DTB ein. Ein Jahr später wurde der Antrag der Landesspielwarte beschlossen, Deutsche Meisterschaften im Prellball auszurichten.

Erstmalig wurden 1964 in Osnabrück die Deutschen Prellballmeisterschaften für Frauen und Männer sowie für die männliche und weibliche Jugend ausgetragen. In den beiden Jugendklassen errang der Gastgebende Verein beide Titel. Seit 1973 gibt es auch getrennte Deutsche Jugend- und Schülermeisterschaften. Die „Mammutveranstaltung“ für alle Frauen- und Männerklassen (sieben mal zehn Mannschaften) wurde später geteilt. Neben der Deutschen Meisterschaft (Frauen und Männer) wird seit 1981 eine Deutsche Seniorenmeisterschaft für Frauen 30 und 40 sowie Männer 30 bis 50 veranstaltet. Im Jahr 2002 kamen als zusätzliche Spielklasse die Männer 60 dazu.

Der Entwicklung des Prellballs zum Leistungssport wurde 1967 durch Einführung der Männerbundesliga Rechnung getragen. Seit 1972 wurde mit der vierstaffeligen Regionalliga der sportliche Unterbau geschaffen. Im Jahre 1974 bekamen endlich auch die Frauen ihre zweigeteilte Bundesliga, die vier Staffeln der Frauenregionalliga wurden erst 1981 vervollständigt. Die letzte Neugliederung erfolgte 1990. Aus den vier Regionalligen sind zweigeteilte 2. Bundesligen gebildet worden.

Ab 1984 wird als besonderer Anreiz im Jugendbereich der Deutschlandpokal ausgespielt. Hierzu stellt jeder Landesturnverband seine beste Auswahlmannschaft der männl./weibl. Jugend 15 - 18 und 11 - 14 Jahre auf. Bisher schnitt Niedersachsen, dank seiner guten Jugendarbeit, mit am erfolgreichsten ab. Mit ein Grund für dieses Abschneiden ist sicher die große Zahl der Prellballmannschaften in Niedersachsen. Ende der achtziger Jahre stellte der NTB im Jugend- und Erwachsenenbereich mehr als 20% aller Punkspielmannschaften in Deutschland. Leider geht die Zahl der Aktiven in den letzten Jahren immer mehr zurück. Dieser Trend ist aber nicht nur im Prellballsport zu beobachten, sondern es ist allgemeiner Trend mit dem auch alle anderen Sportarten zu kämpfen haben. Ein Grund ist sicherlich das steigende Angebot bei den Freizeitbeschäftigungen. Außerdem sinkt auch die Bereitschaft sich regelmäßig an einem Punktspielbetrieb zu beteiligen.

Prellball wurde mit der Zeit auch international interessant. In Argentinien, Österreich und Schweden wurden Prellballverbände gegründet. Gespielt wird auch in Belgien, in der Tschechei, in Frankreich und in den Niederlanden. Neben offiziellen Kontakten gibt es zahlreiche Begegnungen bei Freundschaftsturnieren.

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